Der Weisheitszahn
Beim Menschen zählt der Weisheitszahn zu den Seitenzähnen (auch als Backenzähne bezeichnet). Im menschlichen Kiefer entwickeln sich insgesamt vier Weisheitszähne, die sich sowohl am Ober- als auch am Unterkiefer jeweils beidseitig hinter die bereits vorhandenen Seitenzähne einreihen. Allerdings bilden sich die Weisheitszähne nicht zeitgleich mit den übrigen Seitenzähnen nach Verlust der Milchzähne aus, sondern treten bei Menschen in der Regel zwischen deren 17. und 21. Lebensjahr aus dem Kiefer. Bei einigen Menschen fehlt die Zahnanlage der Weisheitszähne auch komplett. Der Tatsache, dass die Weisheitszähne sich erst in fortgeschrittenem Alter entwickeln, verdanken diese Seitenzähne auch ihren Namen.
Charakteristika
Zwar zählt der Weisheitszahn zu den Seitenzähnen, in seiner Form weist er aber häufig verschiedene Abweichungen auf. So zeigen einige Weisheitszähne anstelle der charakteristischen vier Höcker eines Seitenzahns lediglich drei oder gar fünf Hocker. Außerdem kann es bei Weisheitszähnen zu Abweichungen in Bezug auf deren Wurzelanzahl kommen. Darüber hinaus sind vorhandene Wurzeln oft gebogen oder miteinander verwachsen. Aufgrund der evolutionären Entwicklung der menschlichen Schädelform ist der Kiefer heute häufig nicht mehr in der Lage, den durchtretenden Weisheitszähnen ausreichenden Platz zu gewähren. Hintergrund ist, dass sich im Laufe der Evolution das menschliche Gehirn und damit auch der sogenannte Hirnschädel zunehmend vergrößert hat, wodurch sich der Gesichtsschädel in seinem Umfang gleichzeitig reduziert hat. Von dieser Umfangsminderung ist auch der Kiefer betroffen. In der Folge führt dies häufig zu Beeinträchtigungen eines gesunden Durchtretens der Weisheitszähne in die Mundhöhle.
Komplikationen
Kommt es beim Durchtreten der Weisheitszähne in die Mundhöhle zu Komplikationen, so sind davon besonders häufig die unteren Weisheitszähne betroffen. Mögliche Komplikationen liegen beispielsweise im Auftreten einer sogenannten Retention, also eines Verbleibs des gebildeten Weisheitszahns im Kiefer unterhalb des Zahnfleischs. Außerdem kann es zu Teilretentionen kommen: Bei einer Teilretention treten betroffene Weisheitszähne lediglich teilweise in die Mundhöhle ein. Während vollständig retinierte Zähne vom Betroffenen häufig unbemerkt und damit symptomlos bleiben, bergen vor allem teilretinierte Weisheitszähne die Gefahr der Entwicklung von entzündlichen Prozessen. Dafür verantwortlich sind unter anderem Zahnfleischtaschen an der Zahnkrone, in denen sich Keime ansiedeln können. Zu Komplikationen kann es auch in Fällen kommen, bei denen sich die Weisheitszähne entweder lediglich im Oberkiefer oder lediglich im Unterkiefer ausbilden und hervortreten. Da hier die gegenüberliegenden Weisheitszähne fehlen, kann es dazu kommen, dass die vorhandenen Zähne über die Kauebene hinaus wachsen. In der Folge können sich die entsprechenden Weisheitszähne in ihrer Lage verschieben und so mit anderen Backenzähnen des Gegenkiefers kollidieren. Mögliche gesundheitliche Auswirkungen sind Kiefergelenksbeschwerden oder das Auftreten von Zähneknirschen.
Entfernen von Weisheitszähnen
Eine Entfernung von Weisheitszähnen kann sowohl bei Zähnen erfolgen, die bereits aus dem Kiefer getreten sind als auch bei Zahnkeimen, die sich noch vor dem Durchbruch befinden. Die Entfernung von Zahnkeimen erfolgt in der Regel operativ und wird auch als sogenannte Germektomie bezeichnet. Entsprechende operative Eingriffe werden meistens von einem MKG-Chirurgen (Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg) unter lokaler Betäubung durchgeführt.
Weisheitszähne = Schmerzen?
Mindestens 85 Prozent der Bevölkerung haben früher oder später Probleme mit ihren Weisheitszähnen, die meisten bis zu ihrem 30. Lebensjahr. Entweder schaut der Zahn unvollständig heraus oder er steckt komplett im Kieferknochen fest. Diese Beschwerden müssen nicht immer subjektiv wahrgenommen werden. Am häufigsten sind Schmerzen hinter dem letzten Zahn zu spüren, besonders beim Unterkiefer. Die Schmerzen können ohne Behandlung phasenweise verlaufen und für Monate oder Jahre ganz ausbleiben. Im beschwerdefreien oder beschwerdearmen Stadium liegt die chronische Entzündung vor. Sie äußert sich in einem weißlich-trüben Ausfluss, der um den weitgehend reizlosen Zahn herum austritt. Auch das Zahnfleisch kann gerötet sein und wuchern. Von der Umgebung wird unter Umständen ein unangenehmer Mundgeruch bemerkt. Beim Fortschreiten der Entzündung schwellen die Lymphknoten am Hals an. Im akuten Stadium werden die Schmerzen durch Druck auf das umgebende Zahnfleisch stärker. Jetzt zeigt sich die schmerzhafte und akute Entzündung durch Eiter um die Zahnkrone herum. Dieser Eiter kann in der Mundhöhle oder den Weisheitszahn umgebende Weichgewebe wandern. Ohne Behandlung kann dieser Zustand lebensbedrohlich werden. Auch andere Komplikationen können auftreten. Wucherndes Zahnfleisch unterbindet das Putzen des Zahnes. Es kommt zum Kariesbefall. Zahnfehlstellungen an den Schneidezähnen sind nicht nur ein kosmetisches Problem. Eine rechtzeitig durchgeführte Entfernung der Weisheitszähne kann vorbeugen.
Gibt es den idealen OP-Zeitpunkt?
Im Idealfall werden Weisheitszähne entfernt, wenn der Patient nicht älter als 17 Jahre ist. Der Grund: Zu diesem Zeitpunkt steht fest, ob die Weisheitszähne ausreichend Platz für den Durchtritt besitzen. Die Diagnose sichert ein Röntgenbild ab. Zeigt sich, dass Platzmangel beim späteren Durchtritt der Weisheitszähne entstehen könnte, ist die Indikation für eine OP gestellt. Da das Wurzelwachstum bereits mit 19 Jahren abgeschlossen ist, sollte nicht zu lange mit einer Entfernung der Weisheitszähne gewartet werden. Außerdem heilt bei 17-Jährigen der Kieferknochen nach dem chirurgischen Eingriff deutlich besser als bei älteren Patienten. Weisheitszähne werden üblicherweise in örtlicher Betäubung herausgenommen. Bei ängstlichen Patienten kann auch eine Vollnarkose durchgeführt werden.
Nach der OP
Viele fürchten sich vor den Schmerzen nach der OP. Diese Schmerzen können für einige Tage deutlich spürbar sein. Aber Schmerztabletten verschaffen hier ebenso wie Kühlkompressen Linderung. Ein erfahrener Operateur achtet zudem auf eine vorsichtige Operationsweise und reduziert damit erheblich die Schmerzen. Dennoch bleibt der Wundschmerz, der auch einige Tage anhalten wird. Spätestens nach sechs Wochen ist jedoch auch im Unterkiefer die Wundheilung abgeschlossen. Treten mehr als 5 Tage nach der OP erneut starke Schmerzen und Schwellungen auf, hat sich die Wunde möglicherweise entzündet. Der erneute Gang zur Kontrolle ist in diesem Fall unvermeidlich.
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