Vollnarkose
Die Begriffe Narkose und Anästhesie leiten sich aus dem griechischen ab und setzen sich zusammen aus den Bedeutungen der Wörter Wahrnehmung, betäuben, Lähmung und Schläfrigkeit. Diese Begriffe beschreiben ganz hervorragend den Zustand des Patienten während einer Vollnarkose. Die Vollnarkose wird meist intravenös eingeleitet und durch eine Inhalation der Narkosegase unterstützt. Auch eine Anästhesie ohne Narkosegase (total intravenöse Anästhesie) ist möglich und angezeigt, wenn der Patient diese Gase nicht verträgt oder zu Übelkeit nach einer Anästhesie neigt. Eine intravenöse Anästhesie wird durch einen Medikamentencocktail von Hypnotika, Analgetika und Muskelrelaxanzien hervorgerufen. Diese Mischung von Medikamenten sorgt für einen Bewusstseinsverlust, Schmerzunempfindlichkeit und Muskelentspannung. Die Arzneimittel wirken dabei auf diverse Rezeptoren im Gehirn und in den Nervenzellen. Gleichzeitig wird meist eine Regionalanästhesie durchgeführt, um dem Patienten die Schmerzen nach der Operation zu erleichtern. Die Vollnarkose wird in Deutschland von spezialisierten Ärzten, den Anästhesisten, durchgeführt.
Vorbereitung einer Vollnarkose
In einem Vorgespräch mit Anamnese und Untersuchung wird der Gesundheitszustand des Patienten vom Anästhesisten überprüft. Falls nötig, kann dieser weitere Untersuchungen wie ein Blutbild, ein EKG oder einen Lungenfunktionstest anordnen. Auch die regelmäßig eingenommenen Medikamente sollten vor der Narkose bekannt sein. Der Patient wird dann über Komplikationen aufgeklärt, die während oder nach der Vollnarkose auftreten können. Der Patient muss der Anästhesie zustimmen, bei Kindern tun dies die Eltern. Vor dem Eingriff sollte der Patient nüchtern sein, das heißt, etwa sechs Stunden vor dem Eingriff keine festen Speisen und etwa vier Stunden vorher auch keine klaren Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen. Dies ist notwendig, um eine unkontrollierte Magenentleerung während der Narkoseeinleitung zu verhindern, da die Schutzreflexe des Patienten durch die Anästhesie beeinträchtigt werden.
Durchführung der Narkose
Kurz vor Einleitung der Anästhesie wird dem Patienten, falls gewünscht, ein Beruhigungsmittel (als Saft oder Tablette) verabreicht. Danach wird ein Zugang, meist an der Handvene, gelegt, um die Narkose intravenös einleiten zu können. Um die Beatmung zu gewährleisten, wird dem Patienten eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und nach der Verabreichung der Medikamente schläft der Patient ein. Die Medikamentendosis richtet sich dabei vor allem nach Vorerkrankungen, dem Alter und dem Gewicht des Patienten. Eine reine „Maskennarkose“, bei der die Anästhetika anfangs nur über Inhalation aufgenommen werden und der Venenzugang erst nach dem Einschlafen gelegt wird, kann bei Kindern angewandt werden, die sich im wachen Zustand gegen einen Venenzugang wehren.
Der Atemantrieb des Patienten wird durch die Narkose gehemmt, die Atemmuskulatur durch Muskelrelaxantien ausgeschaltet, sodass eine Atemwegssicherung mittels Beatmungsmaske, Intubation oder Kehlkopfmaske notwendig wird. Um die Narkose aufrechtzuerhalten, wird der Atemluft des Patienten durch einen Verdampfer kontinuierlich Narkosemittel hinzugesetzt. Außerdem werden in regelmäßigen Abständen über den Venenzugang Schmerzmittel und Mittel zur Muskelentspannung gespritzt. Bei einer total intravenösen Anästhesie werden die Narkosemittel ausschließlich über Spritzenpumpen verabreicht. Diverse Geräte überwachen den Zustand des Patienten mittels klinischer Parameter wie den Blutdruck oder die Herzfrequenz. Nach dem Eingriff wird die Narkose wieder ausgeleitet, die Medikation wird eingestellt, sodass der Patient erwacht. Sobald eine selbstständige Atmung gewährleistet werden kann, wird der Tubus entfernt.
Nach dem Eingriff
Nach dem Eingriff wird eine postoperative Überwachung in einem Aufwachraum durchgeführt, um mögliche Komplikationen nach der Anästhesie auszuschließen. Dazu werden bei Bedarf auch weiterhin die Vitalparameter überwacht und Übelkeit nach der Narkose oder Kreislaufprobleme behandelt. Sind alle Werte in Ordnung und fühlt der Patient sich stabil, kann er bei ambulanten Eingriffen nach Hause entlassen werden. Nach einer Vollnarkose darf der Patient nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen, Maschinen bedienen oder wichtige Entscheidungen treffen, da die Nachwirkungen der Narkose das Bewusstsein und die Reaktionsfähigkeit vermindern können. Bei ambulanten Eingriffen sollte der Patient sich also schon im Vorfeld um eine Abholung durch ein Familienmitglied oder einen Freund kümmern. Der Patient sollte in diesem Fall die nächsten 24 Stunden nicht allein sein, falls spätere Komplikationen auftreten sollten.