Zahnheilkunde
Schon unsere Vorfahren litten unter Karies- und Parodontoseproblemen. Ein Grund dafür waren beispielsweise die Steinmühlen, mit denen die Getreidekörner gemahlen wurden. Dadurch gelangten viele kleine Steinchen mit ins Brot. Auch sonst hatten die Menschen eher grobe Nahrungsmittel, welche die Kauwerkzeuge stark beeinträchtigten. So war es keine Seltenheit, dass sich Eiterherde bildeten und die Zähne oft wüste und schmerzhafte Beschädigungen aufwiesen. Forscher haben entdeckt, dass bereits vor 8000 Jahren am menschlichen Gebiss gebohrt worden ist. Bei Ausgrabungen in Mehrgarth (Pakistan) wurden Zähne gefunden, die kreisrunde Löcher aufwiesen, welche eindeutig von einem Bohrer herrührten. Bereits 500 Jahre vor Christus haben die Etrusker mit künstlichem Zahnersatz gearbeitet. Mit Goldbändern oder -drähten banden sie Holzzähne oder Zähne von toten Menschen oder Tieren an den gesunden Nachbarzähnen fest.
Im Mittelalter wurde die Heilige Apollonia zur Schutzpatronin der Zahnmedizin. Ihr wurden während der Christenverfolgung in Alexandria (um 250 nach Christus) die Zähne aus dem Unterkiefer gebrochen, bevor sie hingerichtet wurde. Noch bis ins 19. Jahrhundert glaubten die Menschen daran, dass die Zahnschmerzen durch „Zahnwürmer“ hervorgerufen werden, die sich durch das Gebiss fressen. Zahnprothesen wurden noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts aus Menschenzähnen gefertigt, die von den Schlachtfeldern eingesammelt wurden. Deshalb bezeichnete man diese Prothesen auch als „Waterloo-Zähne“. Erst etwa 30 Jahre später kamen Porzellanzähne zum Einsatz.
Diagnose und Befunderhebung
Die Patienten müssen vor einer Erstbehandlung in der Zahnarztpraxis zunächst einmal einen Erhebungsbogen ausfüllen, der alle möglichen Fragen über die Krankheitsgeschichte beinhaltet. Dies erleichtert die Anamnese und hilft dabei, Behandlungsrisiken zu erkennen, da zahlreiche Allgemeinerkrankungen Einfluss auf die Zahngesundheit haben können. Zudem führt der Arzt mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch. Dabei erkundigt er sich auch nach den Ernährungsgewohnheiten, um ein eventuelles Kariesrisiko besser abschätzen zu können. Als Zahnstatus wir die schriftliche Dokumentation des Gebisszustandes bezeichnet. Hierbei werden Bilder und Dokumente über die jeweilige Konstitution festgehalten, wie beispielsweise über Fehlstellungen, Füllungen, Karies, Implantate, fehlende oder ersetzte Zähne, Brücken, Kronen, Inlays und Onlays. Zur speziellen Diagnostik wird der Parodontal-Status erhoben (Zustand des „Zahnhalteapparats“), Röntgenaufnahmen angefertigt und die Funktionsdiagnostik durchgeführt, wodurch eine speziell ausgerichtete Therapie ausgearbeitet werden kann.
Prophylaxe
Zur Prophylaxe (vorbeugende Zahnheilkunde) zählen neben der empfohlenen Kariesprophylaxe auch die korrekte Zahnputztechnik und die professionell durchgeführte Zahnreinigung durch den Zahnarzt. Ebenso wichtig ist die Mundhygiene, um Karies und den daraus resultierenden Folgeerkrankungen vorzubeugen. Regelmäßige Besuche beim Zahnarzt oder der Dentalhygienikerin sind sehr wichtig, um Karies und Zahnfleischerkrankungen zu verhindern. Dabei ist die professionelle Zahnreinigung um einiges effektiver als die alleinige häusliche Zahnpflege.
Zahnärztliche Chirurgie
Die Zahnärztliche Chirurgie umfasst sämtliche chirurgische Eingriffe im Oralbereich: operative Entfernung von Weisheitszähnen oder verlagerten Zähnen, Zahntransplantationen, Parodontal-Chirurgie, chirurgische Endodontie, Zungenbändchen- und Lippenkorrektur, Tumorentfernung, der Einsatz von Zahnimplantaten, die Entfernung von Zysten oder Wurzeln. Kleinere Eingriffe werden vom Zahnarzt selbst unter einer lokalen Betäubung durchgeführt, aufwendigere chirurgische Eingriffe macht der Oralchirurg oder der Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Kieferorthopädie
Der Kieferorthopäde ist zuständig für die Verhütung, die Erkennung und die Behandlung von Kiefer- und Zahnfehlstellungen. Neben der Parodontologie, der Oralchirurgie und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zählt die Kieferorthopädie zu den vier Fachzahnarztausbildungen. Die Weiterbildung zum Kieferorthopäden dauert drei Jahre. Nach bestandener Prüfung darf sich der Zahnarzt offiziell als „Fachzahnarzt für Kieferorthopädie“ bezeichnen.
Parodontologie, Endodontie, Kariologie und Füllungstherapie
Unter Parodontologie versteht man die Lehre des Zahnhalteapparates, diese beinhaltet die Prävention, die Behandlung und die Nachsorge von Erkrankungen des Zahnhalteapparates. Der Zahnhalteapparat setzt sich zusammen aus dem Zahnfleisch, dem Zahnfach, dem Wurzelzement und der Wurzelhaut mit den kollagenen Fasern. Die häufigste Erkrankung des Zahnhalteapparates ist die Parodontose.
Die Endodontie beschäftigt sich mit der Lehre vom Zahnmark (der Pulpa), deren Erkrankungen sowie der Diagnose und Therapie des Leidens. Die Kariologie und die Füllungstherapie umfassen allgemein ausgedrückt die Lehre von der Entstehung, der Diagnose und der Behandlung von Karies. Hierbei werden alle Kriterien berücksichtigt, die zu einer Demineralisation des Zahnes führen können. Dazu zählt beispielsweise der Einfluss der Nahrung auf die Zahn-Entmineralisation. Die Kariesbehandlung sieht vor, dass die kranke Zahnhartsubstanz entfernt und die fehlende Substanz mit einem entsprechenden Füllmaterial ersetzt wird.
Zahnersatz
Durch verschiedenste Krankheiten im oralen Bereich kann es zu einem Verlust eines oder mehrerer Zähne kommen. Diese werden durch Brücken, Teil- oder Vollprothesen ersetzt. Man unterscheidet dabei zwischen dem festsitzenden und dem herausnehmbaren Zahnersatz. Dieser Bereich der Zahnmedizin wird auch als Prothetik bezeichnet.