Kieferorthopädie

Aufgrund der stetig wachsenden Anforderungen, die an die Zahnheilkunde gestellt werden und die eine zunehmende Spezifizierung einzelner Teilgebiete umfassen, spielt die moderne Kieferorthopädie eine ganz wesentliche Rolle. Die Aufgabenbereiche, die in der Zahnmedizin relevant sind, beinhalten die Prävention, die Diagnostik sowie die Therapie von Diskrepanzen und unsymmetrischen Stellungen des Kiefers sowie einzelner Zähne. In der zahnmedizinischen Fachsprache wird die Kieferorthopädie unter der treffenderen Bezeichnung Dento-Maxilläre Orthopädie geführt. Im umgangssprachlichen Gebrauch heißt diese Dento-Maxilläre Orthopädie gleichsam Kieferregulierung.

Ausbildungstypische Inhalte im Studium

Die Kieferorthopädie ist ein zahnmedizinischer Zweig, der nur von fachlich in hohem Maße versierten und erfahrenen, geschulten Ärzten praktiziert werden darf. Das Fundament für diese Fachdisziplin stellen die allgemeinen Ausbildungsinhalte der Zahnmedizin dar. Darauf aufbauend erlernen die Studierenden spezielle Fachkenntnisse und tätigkeitsrelevante Fertigkeiten. Nach einem abgeschlossenen mehrjährigen Studium heißen die Absolventen Fachzahnärzte für Kieferorthopädie oder Kieferorthopäde. Die entsprechenden fachlichen Informationen erhalten die Interessenten im Rahmen einer mehrjährigen klinischen Arbeit und einer umfangreichen theoretischen Weiterbildung. Während der informationsreichen Ausbildung erlernt der Zahnarzt ebenfalls verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Früherkennung von kieferorthopädisch bedeutsamen Erkrankungen und Beeinträchtigungen.

Maßnahmen der Kieferorthopädie

Mit den gegenwärtigen Möglichkeiten der Kieferorthopädie werden nicht mehr nur Kinder und Jugendlichen behandelt. In zunehmendem Maße sind die kieferorthopädischen Verfahren auch bei Erwachsenen erforderlich. Die Gesamtheit aller Behandlungen trägt dazu bei, dass nicht nur die funktionalen, sondern ebenso die ästhetischen Zielstellungen bei unterschiedlichen Altersgruppen der Patienten erfüllt werden können. Die indizierten Behandlungsmethoden werden aufgrund ihrer Vielfältigkeit in einzelne Klassifizierungen unterteilt. Grundsätzlich sind Vorgehensweisen wie der Einsatz abnehmbarer Zahnspangen und fest sitzende Brackets aus einem metallenen Material gängig. Darüber hinaus ist ein Kieferorthopäde in der Lage, Brackets aus alternativen Werkstoffen wie Keramik und Kunststoff für die Behandlung einzusetzen. Ein weiterer Tätigkeitszweig der Kieferorthopädie ist die sogenannte Lingualtechnik. In diesem Zusammenhang werden die sogenannten kieferorthopädischen Apparate oder im umgangssprachlichen Gebrauch als Zahnspangen bezeichnete Brackets nicht von außen auf die Zähnen fixiert.

Eine weitere Variante der kieferorthopädischen Therapien ist die Nutzung von Invisalign, eines Systems, welches Fehlstellungen von einzelnen oder mehreren Zähnen beseitigen kann. Die einzelnen Behandlungsvarianten werden innerhalb variierender Therapiebereiche realisiert. Diese gliedern sich in die sogenannte Funktionskieferorthopädie und die Dentofaziale Kieferorthopädie. Die Orthodontie und die chirurgische Kieferorthopädie sind Spezialzweige der Kieferorthopädie.

Durch Kieferorthopäden können verständliche Zielsetzungen umgesetzt werden, die darin bestehen, dass einzelne Zähne oder Gruppen von Zähnen in ihrer Position im Kiefer verschoben werden. Die eingeleiteten Maßnahmen werden so lange beibehalten, bis die geplante Stellung der Zähne erreicht ist. Darüber hinaus ist es möglich, dass die komplette Lage des Unterkiefers verändert wird. Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn der Unterkiefer eine Fehlstellung gegenüber dem Oberkiefer hat. Die ungünstige Lokalisation des Unterkiefers ist entweder zu weit vorn oder zu weit hinter dem Oberkiefer. Mit den ausgewählten und sorgfältig abgewogenen und überaus effektiven kieferorthopädischen Verfahren ist es möglich, eine Forcierung der Gewebsstrukturen der Kieferknochen zu gewährleisten. Einzelne Wachstumsschübe können ebenfalls reduziert oder verstärkt werden, um einer nicht gewünschten Umfangsvermehrung der Kieferknochen vorzubeugen. Der Kieferorthopädie ist ein zahnmedizinischer Partner, der über eine recht lange Zeit in Anspruch genommen werden muss, weil die kieferorthopädischen Behandlungen in der Regel langwierig sind und einer regelmäßigen Kontrolle und Einflussnahme unterliegen.

Stand der Kieferorthopädie als moderne und junge Wissenschaft

Die Kieferorthopädie wird bislang von vielen offenen Fragestellungen begleitet. Diese können erst im Zusammenhang mit einer intensiven und fortschreitenden wissenschaftlichen Forschung beantwortet werden. Eine breite Kluft besteht insbesondere dort, wo die praktischen Verfahren der Kieferorthopädie und der Nachweise der Wirksamkeit der Behandlungen überwiegend noch mangelhaft ist. Grundsätzlich ist es so, dass die Kieferorthopäden einen enormen Beitrag zur Verbesserung in der Zahnmedizin und der Ästhetik leisten. Hauptsächlich solche Fragestellungen, die Zweifel an der Wirksamkeit und dem Vorteil von festsitzenden kieferorthopädischen Hilfsmitteln oder Apparaten aufwerfen sowie eine Verbesserung der langfristigen Optimierung der Zahngesundheit nicht klar beantworten, stehen im Mittelpunkt. Eine wichtiges Thema, welches im Laufe der Zeit noch im Raum steht, ist die Frage danach, ob Fehlstellungen schon im Kindesalter behandelt werden sollen, um gesunde und ästhetisch anspruchsvolle Zähne zu garantieren. Ein immer wieder angesprochener Nachfragepunkt ist der Zusammenhang zwischen Karies und der kieferorthopädischen Betreuung. Aussagekräftige und klare Studien fehlen in diesem Sachbezug überwiegend. In der Kieferorthopädie gilt es, noch eindeutig abzuklären, inwieweit die Indikationen ausreichen, um eine adäquate Therapie auf diesem Gebiet einzuleiten oder ob nicht auch andere, einfachere Behandlungen genügen würden.

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