Zahnarztangst
Von Zahnarztangst sind zahlreiche Menschen betroffen. Die wenigsten gehen tatsächlich gerne oder ohne ein mulmiges Gefühl in der Magengegend zum Dentisten. Jedoch gibt es gewisse Abstufungen, die in der Medizin unterschieden werden. So ist Zahnbehandlungsangst nicht das gleiche wie Zahnarztphobie. Zahnarztphobie ist eine von der WHO anerkannte psychische Krankheit. Zahnarztangst hingegen ist nicht krankhaft. Damit wird also eine schwächere Form der Angst bezeichnet. Phobiepatienten zeichnen sich oft dadurch aus, dass sie einen Besuch beim Zahnarzt über Jahre hinweg vollständig vermeiden, oder zumindest auch dringend notwendige Behandlungen herauszögern. Bei ihnen können alle Objekte oder Situationen, die mit einem Zahnarztbesuch in Verbindung gebracht werden, angstauslösend sein.
Ausführliche Statistiken im Bereich Zahnarztangst und -phobie fehlen noch. Man geht davon aus, dass in westlichen Ländern ca. fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung an der krankhaften Zahnarztphobie leiden. Bei einer Erhebung mit 1.000 Befragten gaben 52% an, Angst vor dem Zahnarzt zu haben.
Ursachen für Zahnarztangst
Zahnarztangst kann verschiedene Ursachen haben, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Oftmals sind negative Erfahrungen – vielleicht bereits im Kindesalter – der Grund für die gesteigerte Angst vor dem Zahnarztbesuch. Schmerzhafte Behandlungen, oftmals gepaart mit Verständnislosigkeit seitens der Ärzte oder des Praxispersonals, können leicht zu einer bleibenden Angst vor dem Zahnarzt führen. Oftmals bezieht sich die Zahnarztangst auch auf einen speziellen Aspekt der Behandlung. So gibt es beispielsweise die Spritzenangst, die nur dann auftritt, wenn der Patient weiß, dass er eine Spritze bekommen wird.
Natürlich spielt bei vielen Betroffenen auch die Unsicherheit eine Rolle, ob bei der Behandlung Schmerzen auftreten werden. Da viele Menschen von vornherein damit rechnen, dass ihnen bei einer Zahnbehandlung Schmerzen widerfahren werden, entsteht auch eine gewisse Erwartungsangst. Auf manche Menschen wirken sich sogar Erzählungen aus dem Umfeld negativ aus. Hören solche Menschen von Freunden und Verwandten, dass diese eine schmerzhafte Behandlung erlebt haben, steigert auch das ihre eigene Angst. Viele Zahnarztangst-Patienten berichten auch von einem Gefühl des Ausgeliefertseins. Sie haben den Eindruck, die Selbstkontrolle zu verlieren, wenn sie mit offenem Mund auf dem Behandlungsstuhl sitzen und dem Zahnarzt mehr oder weniger hilflos ausgeliefert sind. Natürlich ist dies nur die subjektive Wahrnehmung der Patienten, denn tatsächlich muss theoretisch niemand etwas mit sich machen lassen, was er nicht möchte (wenn man von der medizinischen Notwendigkeit so mancher Behandlung einmal absieht). Dennoch kann dieses Gefühl angstauslösend sein.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die Abläufe beim Zahnarzt für die meisten Patienten unbekannt und unvorhersehbar sind. Nicht alle Zahnärzte sind so geduldig, den Patienten vorher zu erklären, welche Behandlungsschritte sie im Einzelnen vornehmen. Auch das kann dazu führen, dass die Patienten sich der „Willkür“ des Arztes ausgeliefert sehen und dementsprechend große Angst haben. Diese und weitere Faktoren können zu einer gesteigerten Angst vor dem Zahnarzt führen. Um die Angst zu beseitigen, ist immer auch die Erkennung der individuellen Ursachen wichtig.
Folgen der Zahnarztangst
Viele Betroffene gehen aufgrund ihrer starken Angst vor dem Zahnarzt nur noch unregelmäßig zu Behandlungsterminen oder vermeiden über Jahre hinweg jeglichen Besuch in der Praxis. Dass dies früher oder später zu Zahnproblemen führt, ist nicht verwunderlich. Karies kann nicht mehr frühzeitig erkannt werden und breitet sich unter Umständen immer weiter aus. Hinzu kommt die Tatsache, dass Zahnerkrankungen wie Parodontitis den gesamten menschlichen Organismus beeinflussen können. Dies wurde bereits in diversen Studien und Forschungsprojekten belegt. So können Bakterien von Zahnbetterkrankungen in die Blutbahn und damit in den gesamten Körper gelangen. Nicht zuletzt spielt auch der psychische Aspekt eine Rolle. Wer aufgrund von Zahnarztangst schlechte Zähne bekommt – sichtbar schlechte Zähne – der schämt sich oft, kann nicht mehr unbeschwert lachen und leidet letztendlich auch seelisch unter seiner Zahnarztangst.
Behandlungsmöglichkeiten
Wer unter Zahnarztangst leidet, sollte sich an einen Zahnarzt wenden, der auf Angstpatienten spezialisiert ist. Dort wird man als Betroffener ernst genommen und es können spezielle Behandlungsmethoden zur Anwendung kommen. So wird beispielsweise oft mit Beruhigungsmitteln gearbeitet, manchmal sogar mit Narkose. Natürlich wird dadurch nicht die Angst geheilt, aber es wird zunächst einmal eine Behandlung der Zähne ermöglicht. Oft wirkt sich die gut verlaufene, schmerzfreie Zahnbehandlung auch schon positiv auf die Psyche der Angstpatienten aus. Hat der Arzt die Befähigung, können auch hypnotische Verfahren zum Einsatz kommen. Zudem gibt es ein besonderes Training, das Anti-Angst-Training (AAT) für Phobiker. Ebenso helfen therapeutische Ansätze.
Kosten
Da Zahnarztphobie eine anerkannte Krankheit ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Psychotherapie. Bei schwächer ausgeprägten Formen der Zahnarztangst ist dies leider nicht der Fall.