Mögliche Komplikationen

Wir unterscheiden Komplikationen während der eigentlichen Weisheitszahn OP von Komplikationen während der folgenden Wundheilungsphase. Zunächst zu den Komplikationen, die während der Weisheitszahn OP eintreten können, und deren Management:

Bei der örtlichen Betäubung kann es selten (ca. 1%) zur unzureichenden Schmerzausschaltung kommen. Meistens handelt es sich um anatomische Varianten im Verlauf der auszuschaltenden Nerven. Als Konsequenz wird dort nachinjiziert, wo die häufigste Variante des Nervverlaufs zu erwarten ist. Eine örtliche Schmerzausschaltung ist so in jedem Fall zu gewährleisten. Eine weitere Komplikation bei der örtlichen Betäubung besteht in einem Kollaps. Hierbei sinkt der Blutdruck durch einen vegetativen Reflex ab. Es kann zu Schwindel, Übelkeit und kurzzeitigem Bewusstseinsverlust kommen. Der medizinisch völlig harmlose Kollaps ereignet sich vermehrt im jugendlichen Alter. Die Behandlung besteht in der Flachlagerung des Körpers, Kühlung der Stirn mit einem feuchten Tuch und Frischluft. In der Regel stabilisiert sich der Kreislauf innerhalb weniger Minuten und der Eingriff kann begonnen bzw. fortgesetzt werden.

Nebenwirkungen der örtlichen Betäubung

Wissenswert ist bei der örtlichen Betäubung, dass je nach Umfang der betäubten Areale in der Mundhöhle der für die Weisheitszahn OP erwünschte Gefühlsverlust gelegentlich mit einem subjektiv empfundenen Engegefühl verbunden sein kann. Tatsächlich besteht anatomisch keine Veränderung in der Mundhöhle nach örtlicher Betäubung, jedoch kann psychologisch Unwohlsein oder gar Angst ausgelöst werden. Um diese psychologischen Reaktionen zu vermeiden, kann bei der örtlichen Betäubung größerer Gebiete der Mundhöhle (z.B. Zunge) schrittweise mit zeitlichem Abstand injiziert werden, sodass eine Gewöhnung an den Zustand der Gefühllosigkeit erfolgen kann oder bei persönlichem Wunsch der Eingriff auf nur eine Seite beschränkt werden kann.

Allgemeine Risiken einer Operation

Ferner gibt es allgemeine Komplikationen, die bei jeder Operation auftreten können. Hierzu gehört eine übermäßige Blutung aus dem Operationsgebiet, welche mit vielfältigen chirurgischen Maßnahmen (z.B. Elektrotom, Laser, Umstechung, Tamponade) kontrollierbar ist.

Weitere spezifische Risiken der Weisheitszahn OP

Daneben können während des Eingriffs anatomische Nachbarstrukturen betroffen sein. So werden gelegentlich benachbarte Zahnkronen, Zahnwurzeln oder Nerven bei unmittelbarem Kontakt zum Weisheitszahn freigelegt. Diese Ereignisse erfordern außer einer sachgemäßen Wundversorgung keine weiteren Maßnahmen. Beeinträchtigende dauerhafte Konsequenzen sind dadurch üblicherweise nicht zu erwarten.

Ferner können benachbarte anatomische Räume eröffnet werden. Im Unterkiefer besteht die Gefahr, den Unterkiefer in Richtung des Mundbodens zu verlassen. Im Oberkiefer kann bei der Weisheitszahn OP die über der seitlichen Zahnreihe liegende Kieferhöhle eröffnet werden, eine Nebenhöhle der Nase. In beiden Fällen sind chirurgische Maßnahmen zur Schleimhautdeckung der Durchtrittsstellen ausreichend, um diese Komplikationen zu beherrschen. Im ungünstigsten Fall kann der Weisheitszahn oder Anteile dessen während des Eingriffs in die benachbarten anatomischen Räume abgleiten. Die entsprechenden Zahnanteile müssen dann aus der Umgebung geborgen werden. Auch hier ist nicht mit Folgeschäden zu rechnen.

Eine schwerwiegendere Komplikation stellt die Situation dar, wenn die benachbarten, dem Operationsgebiet angrenzenden anatomischen Strukturen mechanisch beschädigt werden. So können beispielsweise Wurzeln benachbarter Zähne abbrechen oder abgetrennt werden. Am schwerwiegendsten wiegt hier sicherlich die Komplikation der Nervschädigung. Dabei kann es zur Schädigung bis hin zur vollständigen Durchtrennung des Nervenstranges kommen. Gefährdet sind in dieser Hinsicht in erster Linie die Weisheitszähne im Unterkiefer. Dort verläuft im Unterkiefer, häufig im Bereich der Wurzelspitzen der Weisheitszähne, der Unterkiefernerv (Nervus mandibularis). Wird dieser durchtrennt, besteht kein Gefühl mehr an den Zähnen des Unterkiefers der betroffenen Seite. Ferner ist die Unterlippe der betroffenen Seite gefühllos bis zum Kinn. Insbesondere beim Essen und Trinken (Ansatz des Glases an der Lippe) führt diese Komplikationsmöglichkeit zu erheblicher dauerhafter Beeinträchtigung.

Daneben ist im Unterkiefer der Zungennerv (Nervus lingualis) gefährdet. Dieser verläuft unmittelbar an der Innenseite des Unterkiefers im Mundboden entlang der Weisheitszahnregion. Dieser Zungennerv kann bei einer zu weit zur Zunge liegenden Schnittführung beim Einschneiden der Schleimhaut durchtrennt werden oder beim Durchtreten von Instrumenten durch den Unterkiefer in den Mundboden während der Freilegung von Zahnanteilen des Weisheitszahnes. Als Konsequenz entsteht dauerhafte Gefühllosigkeit der betroffenen Zungenhälfte mit der Gefahr, sich beim Kauen immer wieder unbemerkt auf die Zunge zu beißen. Bei vollständiger Nervdurchtrennung besteht die Möglichkeit, in einer aufwändigen zweiten operativen Sitzung die Nervendigungen unter dem Operationsmikroskop chirurgisch wieder zu vereinigen. Allerdings ist damit bestenfalls eine Schutzfunktion gegen Bissverletzungen zu erreichen. Eine normale Gefühlswahrnehmung ist mit dieser Maßnahme keinesfalls zu erreichen.

Weitere mögliche Komplikationen

Daneben können Komplikationen in der Heilungsphase nach Weisheitszahn OP auftreten. Dazu gehören die relativ häufigen (bis zu 30%) lokalen Entzündungen der Knochenwunde (Alveolitis). Diese an sich harmlose Komplikation tritt 4-5 Tage nach Weisheitszahn OP typischerweise im Unterkiefer auf und kann mit erheblichen Schmerzen einhergehen. Mit der zunehmenden Auskleidung der Knochenhöhle mittels Weichgewebe ca. 3 Wochen nach der Weisheitszahn OP gehen die Schmerzen dann zurück. Therapeutisch sind in die Wunde platzierte Medikamente oder Schmerztabletten geeignet.

Bei der akut eitrig verlaufenden Variante der Wundinfektion schwillt die Wange erst nach 5-7 Tagen oder später erneut schmerzhaft an. Therapeutisch ist eine Wiedereröffnung der Wunde erforderlich. Ferner ist eine offene Wundbehandlung angezeigt, z.B. durch Einlage von Drainageröhrchen oder Tamponadestreifen. Reduzieren lässt sich die Gefahr der entzündlichen Komplikationen, indem sofort nach der Weisheitszahn OP im Unterkiefer eine offene Wundbehandlung mittels Tamponadeneinlage eingeleitet wird. Selten entwickelt sich eine bakterielle Infektion nicht nur der Knochenhöhle nach Weisheitszahn OP, sondern übergreifend auf das Knochenmark des Unterkiefers (Osteomyelitis). Diese schwerwiegende Komplikation kann chronifizieren und erfordert im Bedarfsfall eine konsequente aufwändige chirurgische und medikamentöse Behandlung. Nach dem auch zeitlich variablen Verlauf dieser Komplikation richtet sich die entsprechend flexible, häufig langwierige Behandlung.

Schließlich ist im Rahmen der Komplikationsmöglichkeiten während oder der nach der Weisheitszahn OP die seltene Gefahr des Bruchs des Unterkiefers zu erwähnen. Bei in seinen räumlichen Dimensionen im Alter oder bei grazilem Wuchs reduziertem Unterkieferdurchmesser wird der Kiefer durch die Knochenhöhle nach Weisheitszahnentfernung nochmals geschwächt. Bei Krafteinwirkungen (z.B. Kampfsport, Kauen ungekochter Karotten oder Knorpel) kann der Kiefer innerhalb von 3 Monaten nach Weisheitszahn OP durchbrechen. Die höchste Bruchgefahr besteht etwa 6 Wochen nach der Operation. Eine chirurgische Frakturbehandlung wird dann notwendig. Vermeidbar ist diese Komplikation durch Vermeidung entsprechend starker Krafteinwirkung auf den Kiefer nach dem Eingriff.

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